Spirulina – Mikroalge ganz groß
Spirulina platensis, biologisch gesehen eigentlich ein Bakterium, wird umgangssprachlich gern als Mikroalge bezeichnet. Die Zellen dieses winzigen Organismus' sind fadenförmig aneinandergereiht und sehen unter dem Mikroskop aus wie kleine Spiralen – daher der Name "Spirulina". Die Mikroalge ist so reich an Nährstoffen, dass sie als natürliche Nahrungsergänzung einen wichtigen Beitrag zu leisten vermag – etwa zur Versorgung mit Eisen. Sogar der Welthunger könnte mit Spirulina gelindert werden, meint immerhin die WHO. Alles Wesentliche zu Wirkung, Zusammensetzung und Geschichte des kleinen, grünen Wunderwuzzis steht in diesem Blog.
Die Wirkung von Spirulina im Körper
Mit ihrem, wie erwähnt, hohen Gehalt an den Vitaminen A und K sowie Eisen spielt Spirulina eine große Rolle bei vielen Körperfunktionen.2 Sie unterstützt das Immunsystem (durch Vitamin A und Eisen) sowie die Erhaltung normaler Sehkraft (Beta-Carotin) und Knochen (Vitamin K). Das enthaltene Eisen wird bei der Bildung von roten Blutkörperchen und damit für den Sauerstofftransport im Blut benötigt. Dadurch werden Müdigkeit und Ermüdung verringert. Auch Vitamin K ist wichtig fürs Blut, nämlich dessen "richtige" Gerinnung. Eisen trägt zudem zum Erhalt einer normalen kognitiven Funktion bei – also fördert Spirulina Gehirnaktivitäten wie Wahrnehmung, Konzentration und Denkvermögen.
Zusammensetzung von Spirulina platensis
Getrocknete Spirulina besteht aus rund 63 % Eiweiß, 18 % Kohlenhydraten und je 7 % Fett und Mineralstoffe sowie 5 % Wasser. In den Proteinen sind alle lebenswichtigen Aminosäuren enthalten. Es ist besonders reich an Vitamin A (aus Beta-Carotin), Vitamin K und Eisen. Zum Vergleich: 100 g Spirulina enthalten im Schnitt laut unseren regelmäßigen Analysen etwa 125 mg Eisen. Spinat liefert dagegen nur 3,4 mg, Rindfleisch 2 bis 3 mg, Schweineleber immerhin 17 mg.3,4 Somit kann man auch mit relativ kleinen Mengen der Mikroalge erheblich zur Eisenversorgung beitragen.
Außerdem enthält Spirulina Vitamine der Gruppen B und E sowie die Mineralstoffe Calcium, Magnesium und Zink. Im Gegensatz zu Meeresalgen ist Spirulina als Süßwasseralge frei von Jod. Zudem ist sie rein pflanzlich, gluten- sowie laktosefrei und somit auch für Veganer und Allergiker geeignet. Vertrauenswürdige Anbieter lassen jede Charge auf Pestizide, Schwermetalle, Algentoxine, Keime, Bestrahlung, Radioaktivität und PAK untersuchen.4 Für Nahrungsergänzungsmittel gelten strenge Grenzwerte, z.B. für Schwermetalle und PAK. Somit gehört Spirulina zu den sichersten Lebensmitteln.
Den Trivialnamen "blaugrüne Mikroalgen" und die namensgebende Farbe erhält Spirulina durch sekundäre Pflanzenstoffe: das sauerstoffbildende Chlorophyll (Blattgrün), verschiedene Carotinoide (Vorstufen des Vitamin A) und Phycocyanin, das sogenannte "Algenblau", dem eine antioxidative Wirkung bescheinigt wird.1
Bioverfügbarkeit und Verwertung
Da bei Spirulina im Gegensatz zu Landpflanzen und Algen die Zellwände nicht aus schwer löslicher Cellulose, sondern aus Polysacchariden besteht, sind die Inhaltsstoffe besonders leicht verdaulich. Die Verfügbarkeit der Proteine in Spirulina liegt bei hohen 85 bis 95 Prozent.5 Die Aminosäuren verbessern durch sogenannte Chelatierung (Bindung) wiederum die Bioverfügbarkeit der enthaltenen Mineralstoffe. Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln ist relativ schlecht verwertbar. Vitamin C verbessert die Aufnahme erheblich, weshalb z.B. eine Kombination aus Spirulina und Ester-C zu empfehlen ist.
Vitamin B12 kommt in Spirulina – wie in vielen anderen Lebensmitteln auch – sowohl in verwertbaren, als auch in unwirksamen, sogenannten Analog-Formen, vor. Die Studienlage ist für eine endgültige Aussage zur Bioverfügbarkeit von Vitamin B12 in Spirulina derzeit leider noch nicht ausreichend.
Spirulina: Steckbrief und Kultivierung
Biologen sprechen von 35 verschiedenen Arten. Letztlich lassen sich aber alle unter dem Namen "Spirulina platensis" zusammenfassen. Wie eingangs erwähnt, handelt es sich genau genommen nicht um eine Alge, sondern einen Organismus aus der Familie der Cyanobakterien. Da die einzelnen Bakterienzellen nur etwa 3 Mikrometer und die sich daraus bildenden Spiralen maximal 40 Mikrometer groß sind, spricht man auch von "Mikroalgen". Spirulina gedeiht am besten im basischen Wasser flacher, warmer Binnenseen bei Wassertemperaturen von 30 - 45 °C und pH -Werten zwischen 9 und 10. Das Cyanobakterium kommt weltweit vor. Natürliche "Spirulina-Seen" gibt es heute noch in Äthiopien, Myanmar, Kenia, Peru und im Tschad.6
Die vermarkteten Produkte stammen heute aber meist aus kontrollierten Bedingungen. Spirulina lässt sich sowohl Outdoor als auch Indoor kultivieren – in offenen oder geschlossenen Anlagen. Dabei wachsen die Algen schnell, unkompliziert und umweltschonend. Um die gleiche Menge an Eiweiß zu erhalten, würde man eine 26 mal größere Fläche für Sojabohnen benötigen. Um Rindfleisch herzustellen, bräuchte man 300 mal so viel Platz. Ähnlich sind die Verhältnisse beim Wasserverbrauch.6
Die Geschichte der blaugrünen Bakterien
Die Gattung Spirulina dürfte etwa 3,5 Milliarden Jahre alt sein. Es mag etwas pathetisch klingen, aber die Geschichte dieser Mikroalge, beginnt mit jener allen Lebens. Es wird vermutet, dass Cyanobakterien (wie Spirulina und Afa Algen) dazu beigetragen haben, die CO2-reiche Ur-Erdatmosphäre mit Sauerstoff anzureichern.1 Somit wurde die Grundlage für die Entstehung von Leben auf unserem Planeten geschaffen.
Spult man die Zeit vor, findet Spirulina im 15. Jahrhundert erstmals Erwähnung. Spanische Kolonialisten beobachteten Azteken, wie sie im Texcoco-See des mexikanischen Hochlands einen grünen Brei von der Wasseroberfläche abschöpften, in der Sonne trockneten und zu Fladen verarbeiteten. Diesem nahrhaften "Kuchen" aus Spirulina wurde von den Einheimischen eine stärkende Wirkung nachgesagt.6 Ein ähnliches Erzeugnis wurde 1964 im Tschad gesichtet. Angehörige des Kanembu-Stammes schöpften mit Strohkörben einen blaugrünen Schaum aus dem Tschadsee. Ein Belgier entdeckte die daraus hergestellten Fladen auf einem Bauernmarkt. Der Grundstein für die folgende Erforschung des Cyanobakteriums in Frankreich und Japan war gelegt.
Algen gegen den Welthunger?
Die IIMSAM7 ist eine Organisation, gegründet von den Vereinten Nationen, die sich weltweit für die Verwendung von Spirulina gegen Hunger und Unterernährung einsetzt. Bereits 1974 hat die WHO Spirulina als „Bestes Lebensmittel der Zukunft“ bezeichnet. 1993 wurde vertieft: "Für die WHO ist Spirulina aus mehreren Gründen ein interessantes Lebensmittel, reich an Eisen und Eiweiß und es kann Kindern ohne Risiko verabreicht werden." 2008 wurde die Forderung, den Anbau von Spirulina weltweit zu fördern, von der WHO abermals bekräftigt.Literatur:
- Wikipedia (DE/EN) | Spirulina | Chlorophylle | Phycocyanin | Online-Abruf Jänner 2019
- EU-Verordnung 432/2012 (Health-Claims-Verordnung) | eur-lex.europa.eu | Online-Abruf Jänner 2019
- Heseker, H | Die Nährwerttabelle | Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. | 4. Auflage 2016/17
- Eigene Analysen liegen vor
- Müller, S | Alles über Spirulina platensis | GRIN Verlag | 1. Auflage 2011
- Arndt, U | Spirulina, Chlorella, Afa-Algen | Hans-Nietsch-Verlag 2003
- IIMSAM | http://iimsam.org/en/ | Online-Abruf Jänner 2019